Warum ich Rockmusik hasse
Zum Schluss Ein Rockfan sagte mal zu mir, ich sei doch sehr einseitig mit meiner Klassischen Musik. Ich antwortete ihm: Ich kenne, höre und liebe Musik aus neun Jahrhunderten, du gerade mal die von 50 Jahren. Manchmal glaube ich, dass ich in einem völlig anderen Kulturkreis lebe als die meisten meiner Bekannten. Das sind alles liebe, nette und sympathische Menschen. Wie können sie derart unsympathische Musik lieben? Ich habe lange nach einem Vergleich gesucht, nach Metaphern.  Hier eine ganz subjektive Betrachtung: Ich stelle mir die Rockmusiker und Rockfans in einem musikalischen Hamsterkäfig vor. Darin gibt es ein  Laufrad. Darin laufen und laufen sie, Tag und Nacht. Sie purzeln herum, überschlagen sich und quietschen vor Vergnügen. Ab und zu verlassen sie das Hamsterrad, futtern mal in der Ecke und dann in der Ecke, finden auch einmal einen Leckerbissen oder eine Perle, die sie dann in ihrem Häuschen verstecken. Dann kehren sie  wieder ins Rad zurück und quietschen vor Vergnügen und rennen und rennen. Sie leben in einem Käfig mit  Stäben, die nachts beleuchtet sind. Tausende bunter Lämpchen flackern im Takt des sich drehenden Laufrades. Aber der Hamsterkäfig hat eine offene Tür. Die meisten nähern sich der offenen Tür niemals, manche gucken einmal neugierig hinaus, schütteln sich und laufen schnell wieder in den Käfig und rennen und rennen im Hamsterrad, tagaus, tagein. Manche wagen sich auch weiter weg vom Käfig, suchen sich ein lauschiges Plätzchen und kuscheln sich ins hohe Gras. Aber bald wird es ihnen zu langweilig und sie rennen zurück zum Hamsterrad. Häufig verlassen die Hamster auch ihren Käfig, um in mobilen kleinen Käfigen zu anderen Großkäfigen zu gelangen. Hier tummeln sich dann tausende Artgenossen in Riesenlaufrädern, quietschen, zucken, mümmeln und fallen  zuweilen ins Koma. Mittlerweile gibt es fast in jeder Wohnung, jeder Schule, jeder Boutique Hamsterräder, weltweit. Ganz anders die Außenhamster. Sie sind bei Weitem nicht so zahlreich wie die Innenhamster. Sie sitzen in keinem Käfig  und laufen in keinem Rad. Sie tummeln sich auf der ganzen Welt in der freien Natur. Manche lieben bestimmte Winkel und Nischen, wohin es sie immer wieder zieht. Manche klettern auch auf Berge, tauchen in Ozeanen, besuchen alte Höhlen und Gemäuer oder wagen sich in Gletscherregionen vor. Einige gehen auch gerne mal auf die Kirmes, steigen in ein Hamsterrad und amüsieren sich. Dann ziehen wieder in die Welt hinaus. Ich kann es mir nicht verkneifen an dieser Stelle eine sehr subjektiv-emotionale Stellungnahme loszuwerden: Vor kurzem hörte ich in einem Konzert eine Suite für Violoncello solo von Bach. Es ergriff mich derart, dass mir fast die Luft weg blieb...... Da schoss es mir nachher durch den Sinn: Wenn man Kinder so sozialisiert, dass sie Kacke für einen Schokoriegel halten, dann wird auch der Erwachsene Scheiße als mousse au chocolat genießen. Ihr elenden Mikrofonlutscher, ihr grunzenden, quietschenden, jaulenden Heulbojen, bleibt mir fern mit eurem Geschrei, mit eurem wummernden Stampfen. Beleidigt nicht meine Ohren mit eurem englischen Geplärre. Ja, ja, ihr habt gewonnen, ihr habt die Welt überflutet mit eurer musikalischen McDonaldskultur, mit euren krebsartigen Wucherungen bis hinein ins Kinderzimmer. In keinem Kaufhaus, keiner Sauna, keinem Klassenraum, keinem Airport, keiner Arztpraxis, keinem Klo, keinem Gottesdienst bin ich sicher vor eurer Allgegenwart. Ihr habt gewonnen, ihr habt die Mehrheit, die absolute Mehrheit. Wahrscheinlich habt ihr auch recht. Millionen Fliegen können sich nicht irren, wenn sie sich auf Scheiße niederlassen. Haltet endlich mal für einen Moment eure Schnauze und werdet still. Legt eure Mikros weg. Lauscht nur fünf Minuten den Klängen von Franz Schubert oder der Musik von Arvo Pärt. Ich kann und will euch gar nicht bekehren, sondern nur für einen Augenblick euer Herz im hintersten Winkel, der noch nicht mit musikalischer Hamburgersoße verklebt ist, in Schwingungen versetzen.  
Stella Namibia Reisen Astronomie Musik Malerei → → →
Um einiges klarzustellen: Es sieht vielleicht so aus, aber ich bin nicht intolerant den Leuten gegenüber, die Rockmusik machen und die Rockmusik mögen. Die Freiheit der Musik möchte ich unter allen Umständen gewahrt wissen. Ich bin gegen jede Form von Zensur. Jeder soll die Musik hören und ausüben dürfen, die er mag, sei es Punk, Heavy Metal, Musikantenstadl, Rap (Ausnahmen sind frauenfeindliche und rassistische Texte),  Schlager, Oper, Marschmusik, Jazz, die Wildecker Herzbuben, Streichquartett. Alle, ich betone, alle Musik hat ihre Berechtigung. Nun ist dies aber meine Web-Seite und ich habe schon in der Ankündigung geschrieben, dass ich hier einmal vieles, was mich interessiert und bewegt vorstellen möchte. Auf diesen Seiten drücke ich nur meine Befindlichkeiten aus, wie ich bestimmte Musik fühle, was ich an ihr mag und was nicht. Besonders bei der Rockmusik muss das zu Pauschalierungen führen, die in Bezug auf bestimmte Stücke oder Musiker nicht gerechtfertigt sind, auch deswegen nicht, weil ich zu wenige Stücke kenne.  So kann der Eindruck entstehen, dass ich pauschal Rockmusik für schlecht und Kunstmusik für gut halte. Dem ist aber nicht so. Es gibt sicher auch gute Musik im Rockbereich. Auf Empfehlung für Stücke mit höherem Niveau habe ich Musik von folgenden Gruppen angehört: “Genesis”, “The Who”, “Pink Floyd”, “Rolling Stones”, “Queen”, “Led Zeppelin”, Beatles”. Auch von deutschen Gruppen wie “Silbermond” und “Rosenstolz”habe ich mehere Titel gehört. Am besten gefiel mir die norwegische Frauengruppe “Katzenjammer”, die zuweilen recht virtuos, aber auch witzig ihre Instrumente (Trompete, Balalaika, Gitarre, Klavier, Glockenspiel, Mundharmonika, Schlagzeug, u.a.) einsetzt. Zwar liegt mir diese Musik auch nicht, aber nichts desto weniger ragen viele Stücke qualitativ aus der Masse der Schunderzeugnisse heraus. Meine Befindlichkeiten sind dabei völlig unerheblich. Im Übrigen kann das Shakespeare-Zitat natürlich genauso für Rockmusiker gelten. Selbstverständlich lassen sich auch Schnittmengen von Rockmusik und Klassischer Musik finden, und zwar immer dort, wo im Avantgarde-Bereich experimentiert und improvisiert wird. Diese Musik hat dann aber nichts mehr gemein mit den Unmengen von Erzeugnissen, die man jeden Tag auf den meisten Radiosendern über sich ergehen lassen muss, bzw. die Jugendlichen sich mit MP3 Playern hineinziehen. Meine Schimpftirade am Schluss ist eigentlich ein abgeändertes Zitat aus dem Buch “Stille in Montparnasse” von Ariel Denis. Sie richtet sich gegen die übergroße Masse von reduntanten Rocktiteln. Und da wird mir jeder intelligente Rockmusiker Recht geben, dass es sich da um grottenschlechte Musik handelt. (Lässt sich übrigens unter keinen Umständen beweisen.) Gegen diese “Schokoriegel” wende ich mich im letzten Abschnitt. Und so hat der Verdacht, ich halte Rockmusik für schlecht und Klassische Musik für gut eine gewisse Berechtigung. Qualitativ gute Titel werden überleben, schlechte nicht, genau wie in der Klassischen Musik. Da sind die schlechten Stücke aber schon längst ausgestorben und quälen den Zeitgenossen nicht. (Die schlechten Stücke Kunstmusik, die heute komponiert werden, landen direkt auf dem Müllhaufen, da die allermeisten keine Chance auf Veröffentlichung haben.) Im Übrigen ist die Klassische Musik auch von der Musikindustrie erobert worden. Die 148. Aufnahme der “Vier Jahreszeiten” braucht niemand. Ebenso wenig das Vivaldi-Gedudele in gehobenen Restaurants oder auf Bahnhöfen (zur Prävention von Gewalt). Wenn heute die meisten Jugendlichen mit Kopfhörern auf oder in ihren Gehörgängen durch die Städte laufen, dann kann mir keiner erzählen, sie würden die Musik bewusst hören. Sie lassen sich einfach zudröhnen. Ich habe es selbst einmal probiert: Stecker in die Ohren und dann Beethovens Siebte. Bald hört man  nicht mehr hin. Nur im Hintergrund des Bewusstseins läuft die Musik als vertraute Klangtapete. Beim Auto fahren höre ich immer seltener Musik. Meistens sind es Wortsendungen, die ich einstelle. Um konkret zu werden, was mich nervt: Fast jeder kommerzielle Rundfunksender sendet von morgens bis abends Popmusik aus der  untersten Kiste, elendes Gedudel, Gestampfe und Geplärre oder Geröchel. Hier habe ich einmal gegen 10. 30 Uhr im UKW-Bereich vom 87 MHz bis 108 MHZ herumgespielt. Das war das Ergebnis: An einem Beliebeigen Zeitpunkt innerhalb von 10 Minuten habe ich alle mir erreichbaren Radiosender durchgehört und kleine Abschnitte aufgenommen. Wortsendungen habe ich herausgeschnitten. von den 28 Sendern strahlten 32 Rock-Pop- oder Schlagermusik aus. Drei Stücke konnte man dem Jazz zurechnen und zwei Stücke der klassischen Musik.
Hier ein Ausschnitt aus einem Interview mit dem estnisch-amerikanischen Dirigenten Paavo Järvi: Reporter: Würden Sie die Schüler nicht besser mit Popmusik erreichen? Paavo Järvi: Popmusik ist überall. Wir haben hier Kinder aus wirklich schwierigen Verhältnissen. Bei denen spielt klassische Musik keine Rolle mehr, eine geringere noch als bei anderen Jugendlichen. Reporter: Aber Beethoven, Brahms, Schumann. Warum immer nur Klassik? Ich habe in einer Rockband gespielt. Ich habe überhaupt kein Problem mit Rock und Pop, ich höre mir das gerne an. Aber ohne wie ein arroganter klassischer Musiker klingen zu wollen: Für mich ist es eine Frage der Qualität. Ich liebe Led Zeppelin und Peter Gabriel. Aber selbst diese großartigste Rock- und Popmusik kann qualitativ nicht mit Beethoven mithalten. Das ist keine Musik, die Kraft hat, zu bleiben. Sie ist gemacht, um zu unterhalten. Wie ein Hollywood-Blockbuster mit Happy End, der den Zuschauer in seinen Gefühlen bestätigt. Genauso sagt auch jeder Popsong: Du hat recht. Unsere Musik ist dagegen vielschichtig, jeder kann etwas ganz anderes heraushören. Ich weiß, es klingt überheblich. Natürlich kann ein Song von Madonna etwas ausdrücken, aber wenn man einer ganz einfachen Klaviervariation von Mozart zuhört, kann das die Kraft haben, das Leben zu verändern. Die Harmoniewechsel, wie er mit der Melodie umgeht, das übertrifft einfach jede Popmusik. Reporter: Weil sie komplexer ist? Tiefer, nicht komplexer. Der 2. Satz von Mozarts 23. Klavierkonzert in A-dur, das ist einfacher als einfach. Aber es gibt nichts Tiefgründigeres, nichts Atemberaubenderes. Ich weiß auch nicht warum.