Musikalische Sozialisierung und Orientierung
Ich bin nicht ausschließlich mit klassischer Musik aufgewachsen. In der Kindheit hörten ich auch Schlager und manchmal auch die frühe Rockmusik (Elvis), die mich natürlich begeisterte, weil meine Eltern sie hassten. Das erste klassische Stück, an das ich mich erinnere, ist die 7. Sinfonie von Beethoven, die eines Tages mein Vater auf einer Schallplatte mitbrachte, als ich zehn Jahre alt war. Das Stück verschlug mir fast den Atem. Seitdem war ich nur noch an klassischer Musik interessiert. Alle die klassischen Standartwerke wie Kleine Nachtmusik, Moldau, Peer Gynt-Suiten, Mondscheinsonate, Schicksalssinfonie u.a. wurden allmählich angeschafft und wurden mir zu Ohrwürmern. Während andere Jugendliche sich für die Beatels oder Rolling Stones begeisterten, gab es für mich nur ein Idol: Dietrich Fischer-Dieskau. Die schöne Müllerin, Die Winterreise, Schumann: Liederkreis, das waren meine Vorlieben. Ich stieß damit bei vielen Freunden auf Unverständnis. Ein anderes Idol war Bach, dessen Matthäuspassion ich jedem Bekannten und Freund aufdrücken wollte. In der Studentenzeit war Monteverdi mein Liebling. Ich sang ihn im Kammerchor und ich nahm auch an einer Monteverdiwoche bei Helmuth Rilling teil. Mit zwanzig liebte ich Brahms. Besonders das Deutsche Requiem hatte es mir angetan. Im Philharmonischen Chor Köln sang ich es mit, später im Schönhausenchor Krefeld, wo ich auch meine Frau kennen lernte. Dann kam eine Mahlerwelle. Von allen seinen Liedern und Sinfonien wurden Schallplatten und Partituren angeschafft. Auch lernte ich Wagner schätzen. Andere Komponisten folgten: Strawinski, Ligeti, Penderecki, Pärt. Heute ist es für mich (und war es eigentlich auch immer) die Musik von Franz Schubert, die ich am meisten liebe, vor allem die späten Kammermusikwerke. Als ich vor einiger Zeit Musik von ihm im Auto höre, geschah es, dass ich an den Straßenrand fahren und anhalten musste, um nicht den Verkehr zu gefährden. Schubert kann mit seiner Musik die tiefsten Seelenabgründe erreichen. Während man bei Bach, Mozart und Beethoven vor dem Kunstwerk steht, es erstaunt bewundert bis hin zum Tränenfluss, kann man vor Schuberts Musik nicht stehen. Man begibt sich hinein und verbrennt. Klassische Komponisten, die ich nicht mag. Auch hier ist die Bewertung rein subjektiv. Chopin, Liszt, Glasunow, Rachmaninow. Mit deren Musik kann ich nichts anfangen. Für mich ist ihre Musik hohles Geklingel oder aufgesetztes Pathos, für andere tiefste Erfüllung. Wer hat Recht? Bestimmt nicht ich. Ich weiß, dass Chopin und Liszt die Pioniere moderner Klaviertechnik waren und schätze sie auch, aber liebe sie nicht. →  Musik des Mittelalters
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